Wenn die Angst die Führung übernimmt – spürt Dein Pferd, was Du nicht zeigen willst?

Warum innere Sicherheit der Schlüssel zu echter Verbindung ist

Angst ist ein natürlicher Teil unseres Menschseins. Sie schützt uns, warnt uns – doch im Zusammensein mit Pferden steht sie uns oft im Weg. Nicht, weil sie „schlecht“ ist, sondern weil sie eine Wirkung hat, die wir oft unterschätzen: Sie trennt uns. Von uns selbst. Vom Moment. Und vom Pferd.

Pferde spüren, was wir nicht aussprechen

Pferde sind Fluchttiere – hochsensibel und darauf spezialisiert, kleinste Veränderungen in ihrer Umgebung wahrzunehmen. Unsere Körperspannung, Atmung, Haltung, unsere Mikro-Ausdrücke – all das nehmen sie wahr. Auch das, was wir selbst zu überspielen versuchen.

„Ich dachte, wenn ich möglichst souverän auftrete und ruhig wirke, merkt mein Pferd nicht, wie nervös ich bin. Aber er wurde immer angespannter und wich mir aus.“

Genau hier liegt ein entscheidender Punkt: Unsicherheit zu überspielen, vergrössert die Kluft zwischen dir und dem Pferd. Denn während du innerlich erstarrst und nach Kontrolle suchst, spürt dein Pferd: Hier stimmt etwas nicht. Es fühlt sich allein gelassen – ohne klare, authentische Führung.

Erstarren vs. Bewegung – ein ungleicher Tanz

Das menschliche Stressverhalten zeigt sich oft im Erstarren. Wir halten den Atem an, frieren ein, verlieren die Beweglichkeit im Körper und Geist. Doch für das Pferd als Fluchttier ist Bewegung die einzige überlebenssichernde Reaktion. Hier prallen zwei Welten aufeinander: Der Mensch steht wie angewurzelt da, weil Angst ihn lähmt. Das Pferd sucht Bewegung, wird dadurch vom Menschen zurückgehalten – und gerät in noch grössere Not.

Diese widersprüchliche Dynamik führt häufig zu Spannungen, Missverständnissen oder sogar gefährlichen Situationen. Sie ist auch ein zentrales Thema in Evidence-Based Horsemanship (EBH)

➡️ Ein Mensch im „freeze mode“ kommuniziert Unsicherheit – selbst wenn er äußerlich ruhig wirkt.
➡️ Ein Pferd, das Bewegung sucht, sucht dabei nicht „Ungehorsam“, sondern schlicht ein Mittel zur Regulierung seines Nervensystems.

Kontrolle statt Verbindung? Ein Trugschluss

Viele Menschen versuchen, ihre Angst durch Kontrolle zu kompensieren: fester halten, lauter werden, mehr tun. Doch echte Führung und Verbindung entsteht nicht durch Druck, sondern durch innere Klarheit. 

„Ich dachte, ich muss ihm mal richtig zeigen, wer der Chef ist. Aber erst, als ich ruhig und klar wurde, folgte er dem Seil ohne Druck.“

Was hilft, wenn Angst da ist?

Erkenne sie an. Verdrängen oder Überspielen macht sie nicht kleiner – im Gegenteil. Die Anerkennung deiner Angst ist der erste Schritt in die Verbindung.
Atem und Körperwahrnehmung. Tiefe Bauchatmung, bewusster Stand, langsame Bewegungen helfen dir, präsent zu werden.
In kleinen Schritten wachsen. Vertrauensaufbau braucht Raum und Geduld – bei dir und beim Pferd.
Nervensystem verstehen. Angst ist keine Charakterschwäche, sondern ein Zustand des Nervensystems – und der lässt sich regulieren.
Bewegung nutzen. Bleibe selbst in Bewegung. Geh einen Schritt. Atme. Gib dem Pferd Raum, sich mitzubewegen. Es ist der gemeinsame Ausweg aus der Erstarrung.

Sicherheit ist kein Zustand – sondern ein Prozess

Ein Pferd sucht in jeder Sekunde nach Sicherheit. Und Sicherheit bedeutet nicht Stillstand, sondern Orientierung. Wenn der Mensch innerlich präsent, klar und reguliert ist, wird er für das Pferd zur verlässlichen Bezugsperson.
Das ist keine Technik – es ist eine Haltung. Eine, die sich entwickeln lässt. Und eine, die tief verändert, wie wir mit uns und unseren Pferden umgehen.

Hand aufs Herz – du musst da nicht allein durch

Es braucht Mut, sich der eigenen Angst zu stellen. Noch mehr Mut, sie nicht zu überspielen, sondern offen mit ihr zu sein. Doch genau hier beginnt Verbindung. Verbindung zu dir selbst – und zum Pferd.

Nicht, weil du versagt hast. Sondern weil du erkannt hast, dass echter Kontakt aus Ehrlichkeit entsteht – nicht aus Perfektion.

Fazit:
Angst ist ein Teil von uns. Doch sie darf nicht führen. Pferde folgen nur dann, wenn wir präsent sind – nicht perfekt, sondern echt. Sie brauchen keine makellose Fassade, sondern einen Menschen, der bereit ist, sich selbst zu spüren. Und der den Mut hat, sich helfen zu lassen, wenn es alleine nicht gelingt.

👉 Wenn du spürst, dass es da ein Thema gibt, das du mit deinem Pferd nicht weiterbringst – melde dich. Ich begleite dich gern.


Für mehr Sicherheit. Für mehr Vertrauen. Für echte Verbindung.